Geschichte der Strecke „Schönermark – Damme“
Die Uckermark, der nordöstliche Teil der Mark Brandenburg, ist landschaftlich außerordentlich reizvoll. Leichte Bergkuppen wechseln mit vielen größeren und kleineren Seen. Sie geben diesem Landstrich sein einmaliges Gepräge. Seit 1250 zu Brandenburg gehörend, war die Uckermark von jeher ein Zentrum der Landwirtschaft. Damals war Prenzlau bereits die Hauptstadt der Uckermark, aber schon im Jahre 1168 wurde Gramzow erstmals urkundlich erwähnt und ist damit der älteste Ort der Uckermark. Bemerkenswert ist, dass Gramzow zu den 11 Städten bzw. Dörfern der Uckermark gehört, die ihre Bedeutung und wirtschaftliche Entwicklung der Ansiedlung von Klöstern zu verdanken haben. Hier waren es Prämonstratensermönche, die ihr Kloster auf einer Anhöhe, flankiert von fischreichen Seen, errichtet haben. Sie waren dafür bekannt, ihre Niederlassungen an Orten von historischer Bedeutung und zentraler Wichtigkeit zu gründen. Der offene Marktflecken, also eine Stadt mit Marktgerechtigkeit und Gerichtsbarkeit, besaß schon zum Zeitpunkt seiner Ersterwähnung die Marienkirche aus Granit, die Anfang des 12. Jahrhunderts, mit der Einführung des Christentums in der Uckermark, entstanden sein muss. Die Mauern des Turmes weisen eine Stärke von 2,50 m aus, die sich nach oben auf 1,90 m verjüngen. Er beherbergt übrigens eine der ältesten Glocke (die Inschrift nennt 1379) Brandenburgs. Die 1300 Einwohner zählende Gemeinde Gramzow präsentiert sich heute als ländlicher Zentralort mit kleinstädtischem Charme. Ihre günstige Lage zwischen Industriestandorten Prenzlau, Angermünde und Schwedt sowie die nahe Anbindung an die Autobahn bewirken in dem sonst ländlich geprägten Ort eine gute Entwicklung von Handwerk und Gewerbe. Die Zukunft Gramzows liegt in einer behutsamen Synthese zwischen diesen Wohn- und Lebensformen sowie neuen Strukturen für Handwerk, Landwirtschaft und Tourismus. Am Ortsausgang Richtung Lützlow liegt das Bahnhofsgebäude, ein für die Mark Brandenburg typischer, liebevoll gestalteter Zweckbau aus rotem Backstein.
Die Intensivierung der Landwirtschaft in diesem fruchtbaren Teil der Uckermark, führte wie überall in Deutschland zum Bestreben, die erzeugten Produkte schneller und preisgünstiger zum Verbraucher und auf den städtischen Markt zu bringen. Dies erforderte ein Verkehrsmittel, das diesem Erfordernis gerecht werden konnte. Mit am besten dafür geeignet, bot sich der Bau einer Kleinbahn an.
Auf der Grundlage des „preußischen Kleinbahngesetzes“ von 1892, konnten in Deutschland unzählige dieser Bahnen mit vereinfachten Bau- und Betriebsbestimmungen entstehen.
Ausgangspunkt unserer Kleinbahn war der Ort Schönermark, gelegen an der Bahnstrecke Berlin – Stettin. Die Strecke, mit einer Gesamtlänge von 25,3 km führte über Biesenbrow, Golm, Fredersdorf, Zichow, Gramzow ( dem Betriebsmittelpunkt dieser Bahn ), weiter über Lützlow, Kleinow nach Damme.
In Damme hatte sie Anschluss an die Strecke Prenzlau – Löcknitz der Prenzlauer Kreisbahn. Der Bahnbau wurde finanziert vom Kreis Angermünde mit 858 553 Mark, vom preußischen Staat und der Provinz Brandenburg mit je 375 000 Mark. Hinzu kam noch die Unterstützung vom Kreis Prenzlau. Die Gesamtkosten des Bahnbaus betrugen 1 529 000 Mark. Der preußische Regierungspräsident erteile schon am 4. Mai 1904 eine unbefristete Bau- und Betriebskonzession für die geplante Kleinbahn. Nur wenige Monate später wurde die Kreisbahn Schönermark – Damme als normalspurige Kleinbahn ins Handelsregister eingetragen. Den Grund und Boden stellten die Eigentümer ausnahmslos unentgeltlich zur Verfügung. Nach der landespolizeilichen Abnahme der Strecke durch die Königliche Eisenbahndirektion. Stettin konnte der Personenverkehr am 13. Dezember 1905 und der Güterverkehr am 6. Februar 1906 eröffnet werden. Die örtliche Betriebsverwaltung dieser Kleinbahn hatten die Prenzlauer Kreisbahnen inne. Es bestand jedoch ein eigener Finanzhaushalt, der getrennt geführt wurde. Die Haupteinnahmen resultierten zumeist aus dem Güterverkehr, allen voran die Zuckerrübentransporte. Die Zahl der Mitarbeiter schwankte zwischen 30 Personen zu Anfang und 61 im Jahre 1928. Im 2. Weltkrieg nahmen die Verkehrsleistungen wegen der generellen Verlagerung der Transporte auf die Schiene in Größenordnungen zu.
Im Wesentlichen zählten zu den Anlagen der Kleinbahn die Empfangsgebäude in Schönermark und Gramzow sowie der Lokschuppen und die Güterböden in Gramzow.
Zum Anfangsbestand der Fahrzeuge gehörten 3 Dampfloks „Preußische T 3“, die das benötigte Verkehrsaufkommen bewältigten. Die Prenzlauer Betriebsführung erkannte frühzeitig die Konkurrenz der Straße und beschaffte bereits 1928 einen Benzol-Triebwagen. Nach Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn wurden auch hier ihre typischen Nebenbahnfahrzeuge eingesetzt, wie LVT „Ferkeltaxe“, V 60, usw.
Nach dem Krieg wurden die Gleisanlagen als Reparationsleistungen zum Teil durch deutsche Kriegsgefangene abgebaut und in den Jahren 1946 bis 1949 (nach Instandsetzung der Welsebrücke) im Rahmen eines Wiederaufbauplanes neu verlegt.
Die Deutsche Reichsbahn übernahm, wie überall im Lande, 1949 die Betriebsführung der Kleinbahn. Jetzt erlebte sie noch einmal eine richtige Blütezeit. Die überwiegenden Teile der transportabhängigen Wirtschaft, vornehmlich der Landwirtschaft der an der Eisenbahnstrecke liegenden Dörfer, spielte sich auf den Bahnhöfen ab. Der allmählich einsetzende öffentliche Kraftverkehr und der ständig zunehmende Individualverkehr führte zu einem stetigen Rückgang der Verkehrsleistungen auf der Strecke.
Im Ergebnis dieser Entwicklung wurde am 27. Mai 1995 der noch bestehende Personen-zugverkehr durch die Deutsche Bahn AG endgültig eingestellt.
Alle Unterwegshaltepunkte besaßen ein zusätzliches Verladegleis.